Saturday, December 15, 2007

"Union ist der wichtigste Teil meiner Karriere“



Daniel Teixeira deixou o campo este ano, encerrando sua carreira com "chave de ouro" no Union Berlin, onde é tido por muitos torcedores como herói. O Union é um time tradicional do leste berlinense.

Na terça-feira, dia 11, o atleta falou da sua trajetória, planos, sentimentos e outros assuntos, em entrevista exclusiva no Restaurante Ipanema, Mitte Berlin. O material em português será publicado em breve.

(Deutsche korrektur: Christian Menzel)

"Union ist der wichtigste Teil meiner Karriere“

Von Sandra Gomes

Während der Mitarbeiter eines Fitnessstudios in Berlin die Autorin dieses Artikel versucht, zum Abschluss eines Jahresvertrages zu überreden und das Thema plötzlich auf "Fußball" kommt, frägt er sie, die selbst Brasilianerin ist: "Kennst du Daniel Teixeira? Würdest du mir für Erik, einen 9-jährigen Jungen, ein Autogramm besuchen? Er ist nämlich Union Fan!“

Erik hat Glück, dass sich Teixeira eine Woche später mit der Journalistin in einem brasilianischen Restaurant getroffen hat, um dieses exklusive Interview zu geben.
Dort hat der „Texas“ mehr als 3 Stunden über alles Mögliche gesprochen.

Im Alter von 39 Jahren hat der Brasilianer aus Belo Horizonte (Minas Gerais) nun im Oktober seine Fußballkarriere bei Union Berlin beendet. Er hat sich bei der Mannschaft, für die der viele Tore schoss, stets wohl gefühlt.

Letztes Jahr wurde Teixeira von den unionfans sogar zum zweitbesten Spieler aller Zeit gewählt.

Seine Leidenschaft für den Fußball war schon sehr früh geweckt worden, zunächst in jungen Jahren als Hallenfussballer. Mit 19 Jahren war er bereits offizieller Spieler bei Cruzeiro in Minas.

Aber Teixeira wollte die Welt sehen und setzte alles daran, seine Träume zu realisieren. Einfach war dies nicht. Japan, Portugal, Türkei, Deutschland - er war viel unterwegs und mit all den Erfahrungen und Erlebnissen ist er heute überzeugt, dass sich sein Einsatz gelohnt hat. In Berlin fühlt er sich mittlerweile mit seiner Familie zu Hause.

"Hat dich in Deiner Familie jemand beeinflusst, Fußballer zu werden?"

"Nein, nicht wirklich. Mein Vater mochte zwar den Fußball, wollte jedoch nie, dass ich Profisportler werde. Vielmehr sagte er mir immer, ich solle lieber zur Schule gehen. Aber als ich mich entschieden hatte, die Universität zweieinhalb Jahre vor dem Abschluss zu verlassen, hat er mich dennoch unterstützt und mir die Wahl meines Lebensweges frei gestellt."

"Wolltest du immer schon im Ausland spielen?"

"Mein erster Auslandsaufenthalt war noch als Teenager, als ich in Indonesien spielte. Es war das Beste das mir passieren konnte. Ich habe es sehr genossen, mit 18 ist das Leben eine einzige Party. Da ich aber noch fast kein Englisch konnte, hatte ich schon ein paar Schwierigkeiten. Wieder zurück in Brasilien, habe ich angefangen, Englisch zu lernen. Ich war immer neugierig, andere Länder kennen zu lernen."

"Und dann warst du irgendwann sogar in Japan und hast Japanisch gelernt?"

"Richtig, als ich 22 war. Cruzeiro hat mich an Nippondenso ausgeliehen. Es war noch kein Profifußball damals. Die Spieler haben bis 15 Uhr in ihren Unternehmen gearbeitet und danach wurde trainiert. Ich war die einzige, der nur Fußball spielte. Ich habe jeden Tag 3 Stunden Japanisch gelernt und am Ende kam ich fast bis zur Oberstufe. Es ist einer sehr logische Sprache. Ich war dort als Sportler sehr respektiert. Man hat mir zugehört und mich als Vorbild genommen, weil ich meine Leidenschaft zum Beruf machte."


"Und wie bist du überhaupt nach Japan gekommen? Wie war die Anpassung?"


"Es gab bei Cruzeiro irgendwann einen Japaner, der wochenlang Training und Spiel beobachtete. Er hat mich eingeladen. Es war eine radikale Umstellung, der Stil, das Training, die Kultur, die Gewohnheiten, die Sprache, es war alles anders. Ich wollte aber solche Erlebnisse immer haben, es war alles neu für mich und eine sehr gute Erfahrung. Ich war das erste Mal weitweg von meinem Land, meinem Haus. Für mich persönlich war es Fantastich, beruflich habe ich nicht viel hinzugelernt, ich habe mehr gegeben und gezeigt. Für die war das auch wichtiger. 1993 hat Cruzeiro aber mein Pass eingezogen und ich bin zurück nach Brasilien gekommen."

"Du hast noch in Portugal gespielt"

"Ja, 1994 bin ich zu Nacional (Ilha da Madeira) gegangen, später zu Seixal, nach Lissabon. 1998 habe ich versucht, wieder in Brasilien zu spielen, es hat aber nicht richtige geklappt. Damals war ich auch schon lange mit meiner jetzigen Frau zusammen und wir haben schließlich geheiratet. 1999 ist unsere Tochter Debora geboren (die älteste Tochter) und ich habe es zum ersten Mal in Deutschland versucht."

"Warum hat es in Brasilien nicht geklappt? Ist es für einer Spieler dort schwerer?"

"Ich bekam nur schlechte Angebote. Wäre ein gutes dabei gewesen, wäre ich dort geblieben. In Brasilien gibt es viel zu viele Spieler, viele gute Spieler, viele, die arbeitslos sind. Es ist immer reine Glückssache. Ich habe selbst viel Kontakt mit Spielern dort und habe selbst dort gespielt, es ist sehr schwer. Ich finde es unfair, wann man sagt, dass die Spieler Millionäre sind, 80% von ihnen erhalten lediglich einen Mindestlohn (380 reais, circa 130 EUROs). Es gab sogar einen Verein, der nicht mal einen Übernachtungsplatz anbieten konnte. Es gibt viele Geschichten, von denen Europäer überrascht wären."



Es soll sogar Brasilianer geben, die in Europa wegen eines falschen Passes in's Gefängnis mussten, ohne dass sie wussten, dass sie sich hier illegal aufhalten. Grenzt die Art und Weise, wie mit den Betroffenen umgegangen wird nicht schon an Menschenhandel?


"Ab und zu ja. Ich kann es verstehen, dass man einen Traum hat und ihn unbedingt wahrmachen möchte. Man trifft leicht auf unehrliche Menschen, die falsches anbieten. Es ist eicht, darauf hereinzufallen. Man muss schon psychisch stark sein, um sich nicht täuschen zu lassen. Sich gut zu informieren ist der Schlüssel für seriöse Geschäfte. Vielen denken, dass es leicht sei im Ausland, Hauptsache, man kann gut spielen. Leider ist es jedoch nicht so, man muss sich anpassen können, je schneller desto besser, man muss die Sprache lernen, sich zu Hause fühlen. Für viele ist es eine Illusion. Sie haben keine realistischen Vorstellungen."


"Und wie ist die Mentalität? Sollte man auf Verständnis und Unterstützung warten? Wir Brasilianer wollen oftmals, dass man uns an die Hand nimmt...."


"Die Leute sind nicht daran interessiert. Sie haben ja die Spieler eingekauft, teuer bezahlt und wollen Ergebnisse sehen. Wenn man mit der Anpassung Probleme hat, ist es sein Problem. Da sollte der Manager eine wichtigere Rolle spielen. Es gibt zwar Vereine die Unterstützung anbieten, andere sprechen davon, machen es aber nicht. Deswegen sollte der Manager jemanden beauftragen, sich um die neuen Spieler zu kümmern, um ihnen und ihren Familien das Leben im Alltag zu vereinfachen. Hertha hat z.B. Alcir Pereira, der den Brasilianischen Spielern zur Seit steht. Man sollte aber besser versuchen, alleine zu recht zu kommen und nicht auf die Hilfe angewiesen sein.


"Welche Rolle spielt Deine Familie?"


"Schon eine sehr wichtige. Ich habe Glück, dass meine Frau für alles da ist. In schlechten oder guten Momenten, sie unterstützt mich die ganze Zeit. Sie hat mir keine Probleme gemacht, umgekehrt, sie hat ihren Job und ihre Karriere aufgegeben, um mich zu begleiten. Ich weiß es nicht, wie ich ohne meine Familie das alles schaffen könnte (3 Töchter: Debora 8, Fabiana, 4 und Daniela, 1). Ich kann mich nicht beschweren, sondern nur dankbar sein. Ich hatte auch sehr harte Momente, als ich z.B. in physiotherapeutischer Behandlung war und fast ein Jahr nicht spielen konnte. Ohne die totale Unterstützung meiner Familie hätte ich das nicht geschafft. Es ist klar, dass dies die Leistung eines Profis beeinflusst. Man muss sich entscheiden, was einem wichtiger ist, wann man nicht beides haben kann: Familie oder Karriere. Ich könnte nicht Monate lange ohne meine Familie leben. Man sollte aber auf dem Spielfeld versuchen, Privates vom Beruflichen zu trennen."

"Sind die Brasilianer im Ausland hilfsbereiter zu ihren Landesleuten?"

"Das ist schwer zu sagen Ich habe viel Kontakt zu Brasilianer, aber jeder ist anders. Es gibt die, die dir helfen werden, andere werden dich ignorieren, man muss auf alles vorbereitet sein und immer die Augen offen halten. Die Konkurrenz ist groß, man muss sich behaupten können, die Meinungen sagen, den Kopf hoch halten, nicht zulassen das andere dich klein machen. Man muss selbst seinen Platz finden, keiner kann das für dich tun."

"Wie bist du überhaupt nach Deutschland gekommen?"

"Ich habe in der Türkei einen Test gemacht und mich dort irgendwie nicht richtig angepasst. Dann gab es die Chance, in Köln einen Test zu versuchen und so bin ich, ohne eine Wort Deutsch zu sprechen, hier gelandet. Ich habe dann in 1999 bei KFC Uerdingen angefangen. Dort war ich nur 6 Monate und dann bin ich schon nach Berlin gekommen, ausgeliehen für Union. Ich war in guter Form und wir haben damals viel erreicht, wir sind in die 2. Liga aufgestiegen, wir haben beim UEFA Cup mitgespielt, sowie beim DFB-Pokal-Endspiel."

"Wie viele Tore hast du bei Union als Mittelstürmer geschossen?"

"14 beim ersten Mal, jetzt noch 18."

"Warum bist du von Union weggegangen?"

"Das war ein großes Durcheinander. Zuerst hatte der Präsident von KFC Uerdingen ein Million D-Mark verlangt und sie wollten mich behalten. Schließlich hat dann jedoch Brauschweig die Ablöse bezahlt. Dort war ich 2 Jahre und hatte mir eine Verletzung am rechten Knie zugezogen. Ich spüre dies bis heute, auch nach 8 Monaten Physiotherapie."

"Nach Brauschweig warst du dann in Kiel und Essen. Wie kamst du wieder zurück nach Berlin?"

"Ich war 37 Jahre alt, Union war in der vierten Liga und wollte wieder einsteigen. Sie haben mir einen Zwei-Jahresvertrag angeboten. Wir haben es schließlich auch geschafft, in die dritte Liga aufzusteigen."


"Wie hast du Deutsch gelernt, gingst Du zur Schule?"


"Ich habe alles gemachte. Erstens hatte mir die Mannschaft einen Lehrer gestellt. Danach ging ich zur Volkshochschul. Ideal wäre es, in einer Schule zu lernen. Man muss sich mit den Kollegen unterhalten, sich in die deutsche Gesellschaft integrieren. Es wäre falsch, sich ausschließlich in der Brasilianischen Gemeinschaft zu bewegen. Zwar erscheinen die Deutschen manchmal auf den ersten Blick etwas “kühl”, sobald man aber ihr Vertrauen gewonnen hat, können sehr tiefe Freundschaften entstehen."


"Fühlst du Dich hier zu Hause? Ist Berlin Deine Lieblingsstadt?"


"Ja, hier fühle ich mich in Deutschland sehr wohl. Berlin ist meine Traumstadt, sie bietet so viele Möglichkeiten, sie ist voller Kultur, weltoffen und tolerant. Ich fühle mich richtig wohl hier."

"Gibt es im Stadion einen Unterschied zwischen Brasilien und Deutschland? Wie unterscheiden sich die Fans?"


"Die Deutschen Stadien sind die besten der Welt. In Japan, nach der WM 2002, hat es sich dort ein wenig gebessert. Dort haben sie aber - wie in den USA - andere Sportarten, die von größerer Bedeutung sind. Deutschland ist das Fußballland! Obwohl es auch hier andere bedeutende Sportarten gibt, lieben die Menschen den Fußball. Sie gehen ins Stadion, sie diskutieren über die Spiele, manchmal sogar fanatisch, es ist sehr beeindruckend. Ich habe sogar heute ein interview mit Juan gelesen, der gerade in Italien spielt. Er meint dort, er vermisse die Deutschen Stadien. Obwohl der Italienische Fußball einer der besten ist, sind die Stadien dort doch sehr altmodisch."

"Und die Spieler bekommen hier keine Gegenstände an den Kopf geworfen, wie von den Fans in Brasilien...die Fans hier sind auch ein wenig leiser als in Brasilien, aber genauso leidenschaftlich?"

"Und wie! Noch netter ist, was mir letzte Woche passierte. In Brasilien wäre so etwas undenkbar: Ich bin nach Düsseldorf gefahren um ein Spiel von Union zu sehen. Auf der Tribüne saß ich aber bei den Fans von Düsseldorf, zwischen Präsident, Manager und Sponsoren. Union hat ein Tor geschossen und wir haben ohne Probleme mit gezittert, geschrieen und gefeiert. Es gab einige Scherze und Anspielungen, dass man wisse, dass wir Berliner seien aber keine Provokation, keine Gewalt. Alles verläuft hier ruhig und zivilisiert. Man spürt die gute Erziehung der Menschen."


"Am Ende warst du zweieinhalb Jahre bei Union. Was bleibt Dir von der Zeit am besten in Erinnerung?"


"Als wir den Aufstieg in die 2. Liga schafften, das war unvergesslich. Union hatte dies seit 10 Jahren versucht. Wir haben ein Stück Geschichte geschrieben. Wir standen im Finale des DFB-Pokals gegen Schalke im Olympiastadion. Solche Momente vergisst man nie."

"Wie kam es zu Deinem Spitznamen 'Texas'?"

"Es war ein Deutscher Spieler, der mich gefragt hat, ob er mich Texas nennen könnte. Teixeira war für die Deutschen immer schwer auszusprechen. Es gibt auch einige, die mich „Tex“ nennen. Der Spitzname ist geblieben."



"Du bist für viele eine Legende, fast ein Held für die Fans von Union. Ist Dir dies bewusst?"

"Union ist für mich eine sehr besondere Mannschaft, zumal sie auch noch Teil der DDR-Geschichte ist. Es war der Verein, der mich am meisten berührt hat, mit dem ich mich immer identifizierte. Ich wurde dort sehr gut behandelt. Union ist der wichtigste Teil meiner Karriere, ich glaube auch, man mag mich dort."


"Und du hast wahrlich einen traumhaften Abschied. Es gab für Dich sogar ein
"Abschiedsspiel" im Oktober, in dem ursprünglich auch Marcelinho mitspielen wollte..."


"Marcelinho konnte leider dann doch nicht. Es gab aber viele andere wichtige Sportler, mein Vater war da und hat den Anstoß gegeben. Es war großartig. Es waren so schöne Tage, es war das erstes Abschiedspiel, das Union organisierte."

"Hast du noch ein Tor in Deinem letzten Spiel geschossen?"


"Drei sogar! Ich habe auf beiden Flanken gespielt und am Ende stand es 5 zu 5. Ich hätte gerne noch weiter gespielt, aber mein Knie spielte nicht mehr mit. Anfang Januar werde ich erfahren, ob ich mich einer weiteren Operation unterziehen werde müssen. Momentan darf ich nicht mal zum Spaß mit Freunden spielen. Die Ärzte raten mir dringend, nicht mehr Fußball zu spielen."

"Du bist aber immer noch mit Union verbunden?"

"Ja, ich arbeite weiter für Union, aber nicht mehr auf dem Platz, sondern für Veranstaltungen, Sponsorentreffs etc."

"Wie stellst du Dir Deine Zukunft vor? Wirst Du in Berlin bleiben?"

"Zunächst auf jeden Fall. Wir wollen hier bleiben, wir fühlen uns hier sehr wohl. Es ist schwer zu sagen wie lange, mindestens aber noch für 2 oder 3 Jahre. Ich habe viele Ideen im Kopf, die ich gerne umsetzen würde. Ich werde erst ein wenig abwarten, beobachten, meinen Trainer- und Managerausweis machen. Es gibt auch Möglichkeiten, mit den Brasilianischen Spielern zu arbeiten."

"Wenn du etwas ändern könntest…"


"...würde ich nichts anders machen. Ich habe überhaupt nichts bereut, sondern bin sehr zufrieden mit mir, meinem Leben und meiner Karriere. Selbst wenn ich kein Geld bekommen hätte, um nach Berlin zu kommen. Allein die persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse waren es wert. Ich bin sehr dankbar für diese wunderschöne Zeit""

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